Meine Freundin und ich latschen durch die Fußgängerzone. Rauf und runter - runter und rauf und wieder zurück.
Plötzlich, so stinkelingpief, meldet sich der Schließmuskel meiner Blase. „Ich muss mal“, schießt es mir in den Sinn und ich äußere es sofort laut.
„Du mit deiner Konfirmandenblase. Da vorne, an der Kirche, ist ein öffentliches WC“, meint meine Freundin und schnürt stramm los.
Was der Körper nicht verwerten kann, muss raus, oder?
Na, hoffentlich ist „sie“ nicht abgeschlossen, wie die meisten öffentlichen Bedürfnisanstalten in dieser Stadt. Ah, die Tür steht einladend offen. Dann mal hinein in das Vergnügen.
Waren Sie schon einmal auf einem öffentlichen Klo? Bestimmt. Denn jeder Durchschnittsbürger verbringt immerhin bis zu einer Stunde auf dem stillen Örtchen, egal wo. So ein WC ist eine echte Bereicherung mit gesteigertem Lernfaktor. Eigenwilliges Gedankengut und eine hohe Kommunikationsbereitschaft lassen den Toilettengang zum Erlebnis der besonderen Art werden.
Da sitze ich so rum, ja, Sie hören richtig, ich sitze. Soll man ja nicht. Aber ich lege mir stets zwei Lagen Toilettenpapier auf die Brille. Klobrille natürlich! Was Sie schon wieder dachten. Da soll mal eine Bakterie versuchen, durch diese Sperren zu schlüpfen. Für die einen ist Klopapier eben die längste Serviette der Welt. Für mich ist das Papier eine totale Bakterienbremse.
Also, ich sitze auf dem Tiefspüler und lese gegenüber an den schmutzig -gelben Fliesen: „I love Angie“! Was soll ich sagen. Sofort habe ich meinen roten Lippenstift aus dem Rucksack gekramt und daruntergeschrieben: „I love aber Gerhard. But now it`s to spät“. So, nun ist meine politische Gesinnung auch abgeklärt.
Gerade deponiere ich meinen Lippenstift wieder in den Rucksack, lese ich zwischen Knie und Wade an dem Porzellanstandbecken: “Verehrte Damen und Herren.“ Wieso Herren? Ich denke, ich bin auf dem Damenklo. Egal. „Verehrte Damen und Herren. Trefft bitte nicht den Rahmen, sondern in die Mitte. Das ist hier so Sitte“!
Da fällt mir doch wirklich nichts mehr ein. Erstmal ist es anstrengend kopfüber zu lesen und in der Mitte sitze ich immer, wo sonst.
Drehe ich den Kopf leicht links über die Schulter, lese ich: „Bitte lesen Sie rechts“. Alles klar… drehe ich den Kopf eben leicht wieder über die Schulter nach rechts. Steht da nicht: “Bitte lesen Sie links“.
Das ist ja wohl eine Frechheit. Spielen wir hier Toilettentennis, oder was?
Über dem Spülkasten hat ein schlauer Mensch „Toilettenpapier immer beidseitig benutzen“ hingeschmiert. Gott sei Dank ist die Schrift nicht in braun.
Ich sage Ihnen … sitzen Sie mal auf dem stillen Örtchen und verdrehen sich halb nach hinten. Da kracht aber die Wirbelsäule. Das ist ganz schön anstrengend.
Fast oben an der Decke steht: „Nicht alles was stinkt ist Chemie“. Na bitte, hat sich doch jemand mal klar und deutlich über unsere Politik geäußert.
Hinter dem Toilettenbürstenständer entdecke ich folgendes Zitat: „Sei stets vergnügt, und niemals sauer. Das verlängert deine Lebensdauer!“ Na… das ist doch mal ein nett gemeinter Ratschlag.
Fertig! Nun aber schnell zum Händewaschen. Die Freundin wartet. Schon der Blick in den, etwas matten, schmuddeligen Spiegel verrät:“ Früher war ich eitel. Heute weiß ich, dass ich schön bin!“
Links ein Apparat mit vorgewärmter Heißluft zum Händetrocknen. Derselbige ist aber gerade im Streik. Quer steht geschrieben:“ Talente finden Lösungen!“
Klar, ich bin ein Talent. Händeabtrocknen an den, mit Jeans bekleideten, Beinen.
„Wo bleibst du eigentlich“, kreischt meine Freundin von draußen ins Lokus, “bist du da reingefallen“?
„Nö, ich komme ja schon.“
Ist echt interessant so ein öffentliches Klosett. Hier bekommt man noch für 50 Cent etwas geboten. Die Ausgabe hat sich gelohnt.
An der Tür lese ich noch: “ Bitte Klobürste benutzen“!
Darunter steht: “Habe ich gemacht. War mir zu hart“!
Übrigens, habe ich neulich etwas Interessantes gelesen. In japanischen Toiletten findet man häufig einen Lautsprecher mit schallender Musik. Das soll die Körpergeräusche übertönen. Italienische Häuser mit Flachspülern verfügen hingegen meistens über ein Gebläse. So werden eventuelle Körpergerüche beseitigt.
Und die Stadtväter der australischen Stadt Maroochy werben mit einem 1,5 Millionen Euro teuren Toilettengebäude, um Touristen an ihre Sonnenscheinküste zu locken. Die Bürger behaupten, das mit Meeresblick, im Art - Deco - Stil gebaute Gebäude habe die weltweit schönste Aussicht aller Toiletten. Das Örtchen ist ein beliebter Treffpunkt geworden, mit und ohne schlauen Texten.
Gut dass es bereits 2800 v. Chr. in Mesopotamien schlaue Leute gab. Diese bauten die ersten Abortanlagen. Aber da versuchen Sie mal heute die Schmierereien auf demselben zu lesen. Meiner Meinung nach echt schwierig.
Ja, das Leben bringt nur Sorg und Leid, drum lieb` ich die Gemütlichkeit… und wenn es auf dem Thron ist.