Kennen Sie den? “Fritzchen, ” fragt die Lehrerin, „weshalb nennen wir unsere Sprache wohl Muttersprache?”
„Weil der Vati nie zu Wort kommt!“
Ja, so ist das mit unserer Muttersprache und den Vätern. Meiner hat jedenfalls dafür gesorgt, dass ich eine anständige Sprache erlernte: Englisch. Jahrelanges Vokabelpauken macht sich heutzutage bezahlt. Ohne meine, fast perfekten, Englischkenntnisse, wäre ich nie in der Lage auf deutschen Bahnhöfen eine Fahrkarte, oder besser ein Ticket zu bestellen. Betritt der allgemeine Bahnfan die heiligen Hallen der deutschen Bundesbahn, kommt man nur dann zum Check - in, ist man der englischen Fremdsprache kundig. Zuerst werden die Beratungsräume der Bahn, die so genannten Service - Center betreten. Hier begrüßt uns freundlich ein Travelingmanager, auch schon ein Oldie, und fragt spontan die Travelingwünsche ab. Merkwürdigerweise spricht der Railexperte streckenweise deutsch. Das ist fast unglaublich.
„Einen Wochenendfahrschein nach Hannover, bitte“, spricht es aus meinem Mund.
„Intercity Servival, mit oder ohne Travelservice, normale Fahrt oder Fly and Bahncard? Im Angebot auch Surf and Rail!?”
„Wie bitte, ich hätte gerne einen ganz normalen Fahrschein für einen schönen Zug mit kuscheligen Sitzen.“
Nach einer längeren, deutsch - englischen, perfekten Beratung habe ich das Gefühl, ich bereise fast halb Europa.
„There is not a better Way to drive, mit der deutschen Eisenbahn, “ spricht der Ticketmanager mir ins Gesicht.
I break together. Ich verstehe only railroad station.
Nach diesem Erlebnis habe ich mir erst einmal einen Cafe Late ma Tiato aus dem Coffeeshop nebenan gegönnt und noch einen türkischen Dönner. Gott sei Dank ein Begriff, den ich Dank meiner türkischen Freundin, verstehe.
Da sitzt man nun mit dem schönsten Travelticket im Intercity und schon schießt der anstehende Wochenendeinkauf durch die Synapsen.
Ich bekomme Gäste und muss sofort, falls mich der Intercity Flyer mit Interrail Event, wieder nach Hause bringt, in eine Shoppingmall.
Einige Tage später im Discount könnte ich einen Sprachpanscher locker den ersten Preis verleihen.
Kaufe ich für meine lieben Gäste First Fresh Sparibs oder Baked Potatoes mit Crabs ein? Was immer das auch ist. Als Getränk Old Canada Whiskey oder Five Oaks Cabernet? Hot Dogs mit Super frites, Shortbread Fingers, also Kurzbrechfinger und zum Nachtisch American Pancakes?
Nach dem ich endlich Aftershave für den Ehemann, Big Pizza für den Sohn, After Eight my Favourites eingepackt habe, stellt sich mir nun folgende Frage:
Was trage ich in meinen Tüten eigentlich heim? Der Kassenbon wird ins Deutsche übersetzt. Ok, es gibt Leberwurststulle mit Gurke.
Na ja, very Time is good und wir sprechen alle mit.
Ach ja, liebe Oma, wo ist deine so gepflegte Sprache hin? Die Fachwelt behauptet die Vermischung der englischen indogermanischen Sprache mit der deutschen Sprache wäre gar nicht so tragisch. Es ist eben eine Kunstform und originell witzig.
Aber in Amerika sagt doch auch niemand „Now I go einkaufen“ oder „Let us spazieren gehen“.
Ich muss mal wieder eine Airmail, mit dem Auftrag „Come in and find out“, in die USA meiner Tante zuschicken. Bestimmt hat sie eine Erklärung für diese Mischmasch - Sprache.
Dieses Sprachgemisch wurde nur erfunden, um hiesige Ureinwohner, besonders ältere Semester dieses Landes, zu verwirren. Unsere nachfolgende Jugend verwendet diese neue fremde Sprache flott wie nichts, genau nach dem Leitsatz “ Umso falscher es klingt, umso besser ist es. Da kann ich nur sagen: I have the nose full and see rot!“
Aber dank meiner guten Ausbildung beherrsche ich auch mehrere Sprachen.
Ich kann Deutsch, Plattdeutsch, Englisch und nach fünf Gläsern Wodka Polnisch sprechen und beherrsche zusätzlich die Sprache über andere Leute. Aber schüttel ich diese durcheinander? Nein, alles wird fein säuberlich getrennt, sorry.
Here we go again. Welcome to the Sprach-Celebration.
Oder die Geschichte unseres guten, alten Rucksacks. Ein deutsches Unternehmen bewarb denselben in USA mit dem Ausdruck „Body Bag“. Das Wort Rucksack klang einfach zu altmodisch. Aber was ist es wohl für ein Gefühl, in USA mit einem Leichensack durch die Gegend zu trampen? Mit „Body Bag“ bezeichnen die Leichenträger dort ihre Transporteinheiten.
Klagen von Mitmenschen, dass die eigene Muttersprache immer öfters mit Fremdwörtern verdorben werde, sind sehr alt. Schon um 1800 Schnupftabak versuchte der Philosoph Heinrich Campe verschiedene Worte der deutschen Sprache wieder zu beleben. Statt Debatte hieß es nun Streitgespräch. Statt Antik Altertümlich und statt Republik nun Freistaat. Weniger durchgesetzt haben sich Schöpfungen wie Gesichtserker für Nase, Dörrleiche für Mumie oder Meuchelpuffer für Pistole.
Also, ich gehe nun erst einmal Walking nach so viel Sprachdurcheinander. Zwischendurch I have a Break, dann gönne ich mir etwas Ruckzuckfutter, also Fastfood, öffne meinen Klapprechner, genannt Laptop und schreibe den ganzen Wirrwarr nieder.
Na denn, ich sehe euch and have a nice Day.