Das Bollwerk das neue, hoch, fest, aus groben Lehm,
soll schützen Geschöpfe vor Sturm, Tod, und Flut.
Die Menschen, sie feiern das gelungene Werk,
sie fühlen sich sicher, bewahren ihr Gut.
Die salzige Flut, sieht das Schauspiel von fern,
brandendes Wasser schleicht langsam heran.
Trügerisch das durchdringende Schweigen,
kriechend baut sie sich auf und wird zum Orkan.
Welle um Welle rauscht vor und zurück.
„Ich will sie schon lehren, so ungläubig zu sein!“
Grauer Himmel überschattet stürmische Wogen und Land,
drohende Nebel marschieren finster herein.
Regenfahnen begleiten das schaurige Heer,
Wolkenberge dunkel, schwarz, bringen Verderben.
Die Menschen, sie sehen dem Schauspiel unfassbar zu.
Eben noch fröhlich, spüren sie nun das nahende Sterben.
Das wilde Getöse von Sturm und Gewalt, rasend und wütend,
vertreibt es die Wesen, erhebt sich, schwillt an.
Das Volk flüchtet aus Angst, nach Tanz und Gesang.
Es steigen die Wasser, hohe Wellen jagen wirbelnd heran.
Stockfinstere Nacht: „Das Wasser, es kommt“, entsetzte Schreie.
„Wir müssen uns retten, wenn auch nur unser Leben.“
Die Brandung zerwühlt heftig den schützenden Deich,
zerreißt Erde um Erde, tosende See, Unheil bringendes Beben.
Donner rollt, Blitze durchzucken die nächtliche Hölle.
Schwere Brecher kämpfen und fassen zu.
Mutter und Kind, wildes Klagen, im Sterben umklammert,
der Tod reißt sie mit, der Wind singt laut heulend dazu.
Hilfeschreie verhallen winselnd im donnerartigen Brausen.
Elend bringend überrollt stürmendes Meer mit roher Gewalt.
Weit ins Land spritzt die Gischt, aufbäumend peitscht der Sturm,
schlägt um sich, fegt alles nieder, das Bollwerk zerbricht.
Wehe dem Menschen, Verwüstung, Verderben und Tod,
Die Flut hat die Opfer, ist befriedigt und satt.
Erstarrte Tote, verschlampte Gräben bleiben zurück,
das Werk ist getan, nun zieht sie fort, das Wasser wird glatt.
Blanker Hans lässt Glocken erklingen, mahnend und schrill,
nun strömen die Menschen zum Beten, ob alt oder jung,
besiegt über den zerfetzten, geschändeten Deich.
„Dank Gott, nimm` unsere Toten, wahre Mann, Frau und Kinder,
behüte, beschütze, sei unsere Rettung!“