Rücken
Neulich hat es mich erwischt. Mitten zwischen meinen Hydrangea robusta.
Rücken! Oberhalb des Gesäßes, der dreiviertel über der Grasfläche hing, meldete sich das Kreuz. Aua!
Lumbal, sprich quer über die Lendenwirbelsäule strahlten, nein, knallten die Schmerzen über die Mitte hinaus. Seitlich in die obersten Wirbel hinein, danach geradewegs über die Halswirbel aufwärts. Ich erlitt sofort Kreislauf. Kippte wie ein Klappmesser mit der Nase voran Richtung Erdkruste. Das wiederum veranlasste meine Synapsen Kopfschmerzen auszustrahlen. Mühsam, mit pochender Stirn, versuchte ich mich aufzurichten. Kippte allerdings in die stabile Seitenlage. Das sorgte akkurat für Muskelverspannungen im Beckenbereich. Jeder Krabbelkäfer wäre über diese geniale Stellung vor Neid erblasst. Seitwärts robbte ich in Richtung Rasen. Drehte mich dort in die Katzenbuckelstellung. Mit beiden Händen am Harkenstiel, eine Hebefigur vollziehend, zog ich mich schneckengleich am Stiel empor in die Senkrechte. Aha! Jetzt bekam ich gut Luft und konnte losschimpfen. Meine roten Hortensien rollten vor Scharm die Blätter ein. Eine Hand den Rückenbereich stützend, die andere Hand die Harke haltend, schleppte ich meinen gequälten Körper auf die Gartenliege.
Nun die Frage? Wozu hat der Gärtner genau genommen Rücken? Man könnte meinen, als Zeichen von geleisteter Arbeit. Es entsteht der Eindruck, wenn man nicht ordentlich Rücken hat, hat man keinen großartigen Garten. Kreuz durchstrecken und behaupten: „Was habe ich heute alles geschafft!"
Gartenarbeit – das ist ein nie endender Kampf gegen die Natur. Der Mensch versucht dem Grüngelände den Willen aufzuzwingen und schon hat man Rücken und Kreislauf. Jeder Gärtner verdient eine Heldenmedaille.
Rücken ist im Prinzip die Strafe für den aufrechten Gang und ein dauerhaftes, gerades Leben. Dauerhafte Lebenszeit... mit dem Rücken? Na, wenn das man stimmt. Die Bandscheiben sind nicht mehr alterstauglich. Daher bewege ich mich kriechend in Schonhaltung durch die Rabatten.
Und abends, im perfekten Umfeld mit Gästen am Holzkohlegrill, gehören Muskelreizungen, Rippen-Wirbel-Gelenkveränderungen, Skelettverformungen zum Gartengespräch.
Ehrlicher Ratschlag meiner Freunde ohne eigenen Garten:
Bei Rücken bitte Blumenkübel oder andere schwere Topfsachen stets aus der Kniebeuge stemmen. Da staunt die Fachfrau und der Laie wundert sich. Aus der empfohlenen Knieschonhaltung komme ich nie wieder hoch. Und bis ich im aufrechten Gang die Schubkarre geholt habe, ist Winteranfang.
In Zukunft bin ich vernünftig und wärme mich vor der Gartenarbeit ausreichend auf. Mit den geeigneten Warm-ups vor dem Geräteschuppen sollten fünfzig Kniebeugen ungehemmt zu schaffen sein. Die Finger erreichen vornübergebeugt die Zehenspitzen.
Träume, alles Träume. In Kniehöhe ist Schluss mit Vornüberbeugen. Ich teile mir die Arbeit ab morgen gut ein und vermeide einseitige Belastungen. Zusätzlich zu meiner eigenen Gießkanne schleppe ich die vom Nachbarn gleich mit.
Meinen kompletten Garten werde ich zum Hochbeet umrüsten, somit entfällt das nervige Bücken.
Während der Schufterei im Grünbereich halte ich meinen Rücken jederzeit schön bedeckt, von wegen Zugluft und so. Ha, und wer ackert auf der Scholle mit freiem Oberkörper? Mein russischer Übernachtbar. Nee, wie ungesund! Er ist Kummer aus Sibirien gewöhnt und stählt den Alabasterkörper in der Mittagssonne.
Ab heute finde ich es superklug, regemäßige korrekte Pausen einzulegen. Zum Beispiel Mittagessen von 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr. Nach 15.00 Uhr Kaffeepause bis circa 17.30 Uhr. Im Anschluss daran lockere ich das Gewebe durch Verdauungsspaziergänge. Nach dem Herumgetrampel schwöre ich auf Relax-Methoden. Hinein mit dem geschundenen Rücken in die Hängematte.
Mein kostenloser grüner Tipp bei Rücken und Kreislauf: "Wer beim Umgraben schwitzt, muss etwas falsch gemacht haben."
Nachbarskinder
Der Begriff Kinder gilt als Sammelbegriff für winzige, lärmende zwergenähnliche Gestalten, die einer Gärtnerin zuweilen das Leben schwer machen. Solange sie beim Nachbarn in der Hängematte schlummern, ist alles easy. Neulich wollte ich nett sein. Sofort habe ich mein Einverständnis gezeigt, als die Fragestellung über dem Zaun kam, von wegen " für einen Moment aufpassen " und so. Na klar, bin ja nicht so. Man sollte höflich und freundlich zu Kindern sein, auch wenn sie ständig die Erdkrumme platttrampeln.
Sie werden letztendlich die Gärtner von morgen und sollen für unsere Rente aufkommen. An sonstigen Tagen erlebe ich eine erholsame Ruhe in meinem Garten, wie auf einem städtischen Friedhof. Nur mein Kater Fritzi schleicht schnurrend um meine Beine. Kinder einhüten ... kann nicht schwer sein und müsste gut vom Liegestuhl aus gemanagt werden können. Die Nachbarschaftszwerge bilden ein konspiratives Rudel. Das äußerst ruhige Spiel "Fangen" wird beschlossen und schon geht es los. Johlend im Kreis herum um die Gartenliege, auf der ich nur mal schnell entspannen wollte. „Ich krieg dich gleich, ich krieg dich gleich“, schmettert die kleine Dicke von nebenan dem Sommersprossengesicht von gegenüber zu. Gleichzeitig wird die Rückenlehne der Sommerliege auf Stabilität überprüft. „Gar nicht, gar nicht" brüllt Lisa melodisch zwischen zwei fehlenden Zähnen hindurch. „Äh bäh, ich bin schneller!" Sie düst durch die Staudenrabatten. Mein lautstarkes: „He ... meine "Phlox paniculata" wird mit dem Winde verweht. Kater Fritzi sucht mit einem Satz Schutz hinter dem Komposthaufen. Das kreischende Ringelrangel wird ausgedehnt. Quer durch meinen Garten über Stock und Stein.
Die kurze Dicke stürmt zurück in Richtung Liegestuhl und schreit: „Fang mich doch!", durch die Botanik, kurz bevor sie mit dem Fuß über ein Tischbein stolpert. Meine erfrischende Zitronenlimo tanzt auf der Ablage. Das Glas balanciert sich aus und bleibt, gottseidank, in Position. Es wollte meinen Tag definitiv nicht mieser machen als bisher. Auch halbwüchsige Monster werden, nach einer gewissen Zeit, müde. Alle Kinder sitzen auf dem gepflegten Rasen und reden sprachliche Verfehlungen der Eltern frei von der Leber weg: „Papa hat gesagt, der Garten von Frau Jürgens, ist lange nicht so ordentlich wie unserer!"So, aha. Am besten, man bemerkt solche Andeutungen gar nicht. Und das Fragewort: "Warum?" sollte die schlaue Gärtnerin gleich aus ihrem Sprachrepertoire streichen. Wenn man jetzt antwortet, wird man die Bande überhaupt nicht mehr los. In Sachen Zerstörung und Forschung können Sprösslinge toll kreativ sein: „Frau Jürgens... wie lange schnappt ein Goldfisch außerhalb des Teiches eigentlich nach Luft?" „Aber sofort bringt ihr meinen einzigen Goldfisch wieder in den Teich. Was soll das denn? Könnt ihr nichts anderes spielen?"„Frau Jürgens...guck mal... wir haben für unsere Mutti schöne Rosen gefunden. Waren ganz schön stachelig beim Abrupfen!"Mein Herz schlägt unvermutet bis zum Hals: „Meine teuren englischen Rosen "Amnesty International". Och nee! Mit grollender Stimme und gezwungenen Lächeln zische ich: „Ich glaube, eure Mutti hat gerade gerufen und es ist Zeit nach Hause zu gehen!", zwischen den Zähnen hervor. „Nee, Mutti kommt erst heute Abend heim“, bemerkt das Sommersprossengesicht von gegenüber", wir helfen gerne noch ein bisschen bei der Gartenarbeit. " Markdurchdringenden grölend verschwindet die Bande hinter dem Schuppen. Ich glaube, ich spüre meinen Tinnitus. Meinetwegen könnten jetzt in diesem Moment alle Spinnen aus meinem Gerätschuppen als Armee aufmarschieren.
Graue Mäuse dürfen locker über diverse Kinderstiefelchen flitzen und Schnecken haben meine Zustimmung zum Anschleimen. Aber es ist wie es ist. Immer wenn man die achtbeinige Bande braucht, verstecken sie sich hinter Töpfen und Kannen. Lieber Gott lass Abend werden, morgens wird's alleine.